Wir leben in einer schönen Welt. Zumindest die meisten von uns. Zumindest die meisten von uns die sich zu den glücklichen 25% der Weltbevölkerung zählen dürfen welche in den Industrieländern dieser Erde wohnen und Zugang zu Wasser, Nahrung und Bildung haben. Allerdings stoßen wir aus Dankbarkeit dafür auch gleich wieder drei Viertel der Emissionen der Erde aus und bedienen uns hemmungslos an ihren Ressourcen.
In diesen 25% jedoch gibt es eine wachsende Zahl von Menschen, welche diese ungleiche Verteilung ungerecht findet und am liebsten gleich morgen abschaffen würde.
Schatz, ich fahr mal kurz zum Briefkasten. |
So stelle ich mir das zumindest manchmal vor, deshalb die blonde Sekretärin.
Student´s choice |
Wir scheiden also aus als Treibhausverursacher, Regenwaldmörder und Neokolonialisten.
Wenn das nun alles so ist, dann könnten wir uns ja zurücklehnen und hin und wieder, angesichts der Schlechtigkeit der anderen, leise aufseufzen. Wir könnten aber auch die leere Weinflasche vom Vorabend mit Biosprit füllen und mit einem brennenden Hanftuch versehen in die nächste McDonalds Filiale werfen.
Oder wir überlegen uns nochmal ob wir wirklich alles getan oder vor allem gelassen haben um einerseits einigermaßen zivilisiert leben zu können und um andererseits unserer Verantwortung vor der Zukunft der Welt gerecht zu werden.
Mal sehen, fang ich doch mal bei mir an:
Eine Baseballmütze der Marke New York Yankees, ein Hemd Marke Blend of America, beide Made in China, Hose und Geldbeutel einer amerikanische Marke, Made in Tunisia. Na ja, aber immerhin sorgt man damit doch eigentlich auch für Arbeitsplätze in der dritten Welt, nicht wahr?
Coltan-Tantalit |
Genau, im tiefsten Afrika, genauer gesagt im Kongo, wo seit Jahren ein brutaler Krieg herrscht dem schon an die drei Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind, für welchen aber nie in den Jahren diese Krieges jemals ein Handelsembargo gegen den Kongo oder die Nachbarstaaten Ruanda und Uganda, welche den Krieg schüren und das Land teilweise besetzen, verhängt wurde. Und genau diese Besatzer verkaufen dieses Mineral, dessen Erlöse den Kongo zu Friedenszeiten wohl in das reichste Land Afrikas verwandeln würden, um stattdessen mit den Erlösen den Krieg zu finanzieren.
Dankbare Abnehmer finden sie in den großen Elektronik- und Kommunikationsmittelkonzernen wie Sony, Nokia oder Dell. Welch Zufall dass die deutsche Regierung gerade eine 56 Millionen Euro teure Militäroperation zur Sicherung der Wahlen und der deutschen Wirtschaftsinteressen im Kongo plant, sich aber nur mit zwei Millionen an der Nothilfe für das Land beteiligt.
Kein Blut auf meinem Handy |
Weitere Beispiele gefällig? Die meisten von uns werden zum Beispiel die Brandrodung des tropischen Regenwaldes ablehnen und mancher würde vieleicht noch nicht mal auf einer Grillparty auf einem Gartenstuhl aus Teak-Holz Platz nehmen. Dennoch würden wir auf derselben Party ein schönes Steak grillen oder einen Milchshake mit Schuss genießen. Ist ja alles von deutschen Kühen. Das stimmt sogar, allerdings werden diese Kühe mit brasilianischem Sojabohnenschrot gemästet. Für dessen massenhaften Anbau wiederum wird der Regenwald im Amazonasbecken durch Brandrodung zerstört.
Tja, dann esse ich halt stattdessen Fisch, der wird ja hoffentlich wohl noch nicht mit Regenwaldsojabohnen an die Angel gelockt. Nehmen wir z.B. leckeren Viktoriabarsch vom Supermarkt unsres Vertrauens, dazu eine leichte Kräuter-Senf Sauce, mmmh lecker.
Leider klingt es nicht mehr so gut wenn man den Film „Darwins Nightmare“ gesehen hat.
Irgendwann in den sechziger Jahren wurde in den Viktoria See in Ostafrika im Zuge eines kleinen wissenschaftlichen Experiments eine fremde Fischart eingesetzt. Der Nil Barsch, ein hungriges Raubtier, hat es innerhalb von drei Jahrzehnten geschafft, fast den gesamten Bestand der ehemals 400 Fischarten auszurotten. Mit dem Effekt, dass es derzeit so einen Überfluss dieses fetten Fisches gibt, dass seine Filets in die ganze Welt exportiert werden. An den Ufern des größten tropischen Sees der Welt landen jeden Abend riesige Frachtflugzeuge, um am nächsten Morgen wieder in die Industrieländer des Nordens zu starten, beladen mit hunderten Tonnen frischer Fischfilets. In Richtung Süden jedoch ist eine andere Ladung an Bord: Waffen. Für die unzählbaren Kriege im dunklen Herzen des Kontinents.
Das letzte Beispiel betrifft wieder nahezu alle von uns die einen Computer besitzen und damit zum Beispiel Recherche für einen Essay zu betreiben oder sich ein Video ihrer Lieblingsband auf YouTube reinziehen. Fast fragt man sich was dabei das Problem sein sollte. Die Suchanfragen bei Google werden ja schließlich nicht von versklavten Afrikanern in Windeseile in der größten Bibliographie der Welt nachgeschlagen sondern auf elektronischem Wege in wenigen Millisekunden herausgesucht.
Google? I´m feeling lucky! |
Keiner ist perfekt und keiner möchte sich jeden Tag vierundzwanzig Stunden mit den negativen Auswirkungen der Globalisierung beschäftigen. Aber man kann trotzdem kleine Gewohnheiten ändern und dadurch mitunter eine große Veränderung irgendwo auf der Welt auslösen.
Statt Aldi-Milch zu Spottpreisen kann man ja auch beim Discounter Biomilch kaufen, statt sieben Tage die Woche Fleisch vielleicht mal ´nen vegetarischen Tag einlegen und es ging früher auch schon ohne YouTube-Clips in denen sich Wildfremde beim Auf-Ex-trinken und sofortigen Erbrechen filmen lassen.
Sonst werden unsere Enkel später mal Sojamilch trinken und Algenburger essen müssen und schließlich, wenn sie sich über die unhaltbaren Zustände bei ihrem Abgeordneten beschweren möchten, erstmal eine halbe Stunde bei Kerzenlicht an der Handkurbel ihres Laptop drehen um genug Strom für fünf Minuten Internet zu haben.
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